Vorwort der Autoren


Die vorliegende zweite Ausgabe der „Automotive Perspektive“ ist wieder ein authentisches Stimmungsbild
der Branche und unterscheidet sich von rein journalistischen Meisterstücken dadurch, dass sie durch die
Gespräche und den Gedankenaustausch mit den Führungskräften an der Produktions-, Verkaufs- und
Entwicklungsfront auf die bloße Simulation von Realität verzichten kann. Die Studie kommt ungefiltert daher
und spiegelt die Einschätzungen von Branchenexperten sowie die Herausforderungen für die Führung aus
der Sicht der Verantwortlichen. Der Informationswert profitiert dabei von der gesamthaften Darstellung der
automobilen Wertschöpfungskette und ihren unterschiedlichen Blickwinkeln.

Aus den Interviews wissen wir, dass der Nachfrage- und Produktionseinbruch des Automobilmarktes
einerseits unerwartet stark war, andererseits aber nicht alle betroffenen Unternehmen gut bis sehr gut
auf eine solche Marktsituation vorbereitet waren. Der „AUTOMOTIVE PERSPEKTIVE– INDEX“ (API), der
Branchenrisiken, Führungsqualität und Mitarbeitereinstellungen bündelt, sagt uns, dass der Zweck-
optimismus des Frühjahrs einer sachlichen Nachdenklichkeit gewichen ist. Befürchtungen von Insolvenzen
und Arbeitsplatzabbau sind durchaus noch gegenwärtig. Das Ende der Krise, die voraussichtlich einen
Arbeitsplatzrückgang von ca. 14%, d.h. 180.000 Stellen in der gesamten Wertschöpfungskette mit sich
bringen kann, wird Ende 2011 bis Mitte 2012 erwartet. Dies wird die Vertriebswege und ihre Dienstleistungs-
partner härter treffen als die Zulieferindustrie und die Hersteller bzw. Importeure.

Die Lösungsansätze, die wesentliche Erkenntnisse der Studie sind, blieben uns die Gesprächspartner nicht
schuldig. Das soll ja der Sinn von Führungskräfte-Studien sein. Es wurde ein erhebliches Restrukturierungs-
potenzial zur Optimierung der Ablauf- und Organisationsstrukturen, insbesondere bei den Vertriebswegen
sowie den Herstellern, erkannt. Wie bereits bei der Frühjahrsbefragung 2009 festgestellt, sind auch die Ver-
besserungsmöglichkeiten für Produktivitätssteigerungen nicht zu unterschätzen. Die Rückbesinnung auf die
Werte von Marken der umweltgerechten Produkte, abseits des aggressiven Preismarketings, wird in Verbindung
mit Investitionen in Marketing- und Vertriebsmaßnahmen als wettbewerbsfördernd und zielführend eingestuft.

Die von den Probanden geäußerten Anforderungen an die zeitgemäße Führung sind, gerade in Momenten einer
Krise, hinsichtlich der Bindung und des Engagements von Mitarbeitern sowie deren Commitment sehr aufschluss-
reich und nachdenkenswert. Das Anliegen der „Automotive Perspektive 2010“, dem Leser gerade zu diesen
Themen Hinweise zu liefern, fand durch die Offenheit der Gesprächspartner eine willkommene Unterstützung.
Wir danken allen Teilnehmern der Studienbefragung für ihre Mitwirkung und die Hinweise, die es ermöglicht
haben, die Denkrichtung der Branche aufzuzeigen und Folgerungen daraus ziehen zu können.

Klaus Fricke (Graf Lambsdorff & Compagnie) und Prof. Dr. Ralf Mertens (Fachhochschule Stralsund)